Wo kommen die Objekte hin? - Behind the Scenes V
Wenn eine Ausstellung endet, werden die Vitrinen geleert – aber was passiert eigentlich danach mit all den wertvollen Stücken? 8 Fragen an die Leitung der Kunstsammlung im HGM.
Werden die Objekte einfach ins Depot gestellt? Ganz so simpel ist es nicht. Hinter den Kulissen beginnt ein sorgfältiger Prozess der Begutachtung, Reinigung und Konservierung.
Wir haben Walter Albrecht, den Leiter der Sammlung Kunst im HGM, gefragt: Was passiert mit einem Objekt, wenn es von der Ausstellungsfläche zurück ins Depot wandert? Die Antworten geben spannende Einblicke in die für Besuchende nicht sichtbare Arbeit im Hintergrund – und zeigen, wie viel Sorgfalt hinter der Beschäftigung mit jedem einzelnen Objekt steckt:
1. Nach welchen Kriterien wird entschieden, ob ein Objekt nach einer Ausstellung eine konservatorische Behandlung benötigt?
Nach einer Ausstellung beurteilen die Restauratorinnen, ob und welche Maßnahmen für ein Objekt erforderlich sind. In den meisten Fällen genügt eine schonende Trockenreinigung, um präsentationsbedingten Staub vor der Verbringung ins Depot zu entfernen. Objekte, die potenziell von Schädlingsbefall betroffen sind und eine entsprechende Behandlung zulassen, werden vor der Einlagerung präventiv einer Niedrigtemperaturbehandlung unterzogen. Grafikobjekte werden in der Regel trockengereinigt, von alter Montage gelöst, von Klebespuren befreit, geglättet und in neue säurefreie Materialien montiert.
2. Welche speziellen Techniken und Materialien werden dabei vor allem bei militärhistorischen Objekten eingesetzt?
Die verwendete Restaurierungstechnik sowie die eingesetzten Materialien richten sich stets nach dem originalen Material des Objekts – unabhängig davon, ob es sich um ein militärisches oder ziviles Exponat handelt.
3. Gibt es besonders empfindliche Objekte, für die besondere Behandlungsvorgaben gelten?
Ja, besonders empfindlich sind vor allem Textilien, Grafiken und Fotografien. Für diese gelten spezifische konservatorische Anforderungen.
4. Wie lange dauerte die bisher längste konservatorische Bearbeitung eines Objektes des HGM?
Der zeitliche Aufwand variiert je nach Erhaltungszustand des Objekts. Deshalb wird bei Ausstellungsplanungen grundsätzlich eine angemessene Vorlaufzeit berücksichtigt.
5. Werden die konservatorischen Maßnahmen überwiegend im Museum selbst durch Restaurator:innen des HGM durchgeführt oder arbeitet das Museum mit externen Restaurator:innen zusammen?
Die konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen werden in erster Linie durch die Restaurator:innen des HGM durchgeführt. Bei besonderen Anforderungen – etwa bei fehlender materialspezifischer Expertise oder zeitlichen Engpässen – erfolgt eine Zusammenarbeit mit externen Fachkräften.
6. Welche Maßnahmen gibt es zum Schutz der Objekte während des Transports zu externen Ausstellungen?
Für Transporte werden spezialisierte Firmen beauftragt, die über umfassende Erfahrung mit Kunst- und Kulturgütern verfügen. Die Restaurator:innen definieren je nach Objekt spezifische Verpackungsanforderungen wie z. B. Tyvek, Luftpolsterfolie, Glasabklebung, Klimakisten oder den Transport durch Kuriere.
7. Wie sind die klimatischen und sicherheitstechnischen Bedingungen im Depot gestaltet?
In den Depots wird auf Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit geachtet. Viele Räume verfügen jedoch über keine technische Klimaregulierung. Das Raumklima unterliegt dem saisonalen Verlauf („saisonales Gleiten“) und wird durch Lichtschutz und gezieltes Lüften optimiert.
8. Gibt es digitale Systeme zur Nachverfolgung?
Ja, über die Museumsdatenbank IMDAS werden neben den objektspezifischen Stammdaten auch Informationen zu Standorten und Leihvorgängen verwaltet.
Das Gepräch führte Julie Brühl, HGM Öffentlichkeitsarbeit.
© Spedition Kunsttrans, HGM Öffentlichkeitsarbeit/ SP














