Unsere Führungen im August
Im August gibt es wieder ein abwechslungsreiches Programm im HGM.
Das Bild zu unseren Führungen im August zeigt eine Karikatur des österreichischen Karikaturisten und Ansichtskartenmalers Fritz Schönpflug (1873–1951). Es vermittelt auf satirische Weise ein gesellschaftliches Bild des frühen 20. Jahrhunderts, das stark vom Militarismus geprägt ist. Schönpflug, bekannt für seine oft humorvollen, aber treffenden Darstellungen des Alltags und insbesondere des Militärlebens, entwirft hier ein Familienporträt, das tief in einer militärischen Kultur verwurzelt ist.
Im Mittelpunkt der Zeichnung steht eine Familie, deren männliche Mitglieder ausnahmslos uniformiert sind – vom Großvater bis zum Kleinkind. Diese Darstellung legt nahe, dass die Zugehörigkeit zum Militär nicht nur Tradition, sondern beinahe Pflicht innerhalb dieser Familie ist. Militärdienst wird hier als vererbtes gesellschaftliches Merkmal inszeniert, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die Uniform wird zum Symbol einer eigenständigen, abgeschlossenen sozialen Schicht, die sich durch Hierarchie, Disziplin und Konformität definiert.
Bemerkenswert ist auch die Darstellung der Kinder, die bereits in jungem Alter Teil dieser militärischen Welt sind. Sie tragen Uniformen in Miniaturform, was auf eine frühzeitige Erziehung im Geiste des Militärs hinweist. Dies unterstreicht die satirische Kritik an einer Gesellschaft, in der Individualität und Kindheit dem Drill und der Tradition geopfert werden.
Ein auffälliges Element der Szene ist die einzige nicht uniformierte Figur – die Mutter bzw. Ehefrau, die das Bild sowohl optisch als auch inhaltlich dominiert. Mit einem Lorgnon – einem vornehmen Sehhilfsmittel – betrachtet sie ihre Familie prüfend und kontrollierend. Ihre Haltung deutet darauf hin, dass sie die eigentliche Autoritätsperson im Haushalt ist, die über das Wohl und Verhalten der Familie wacht. Trotz des militärischen Rahmens scheint sie die zentrale, möglicherweise sogar lenkende Kraft zu sein – ein Kontrast, der den satirischen Ton der Karikatur zusätzlich verstärkt.
Insgesamt lässt sich die Karikatur als kritischer Kommentar auf den Militarismus und die rigide Gesellschaftsordnung ihrer Zeit lesen.
Mehr darüber erzählt Marina Brandtner, HGM-Kulturvermittlerin, in der Themenführung „Krieg, Kaiser, Kameraden - Wie sich die k.u.k. Armee selbst sah” am Freitag, 15. August, um 11 und 14.15 Uhr.
©HGM/Archiv
