Mythen am Bug VII – Galionsfiguren im HGM
Göttinnen, Löwen, Heldinnen – Galionsfiguren waren Schutzsymbole und Kunstwerke zugleich. Im Museum erzählen sie von der Geschichte der österreichischen Marine.
Galionsfiguren schmückten über Jahrhunderte die Schiffe der Marine. Sie waren künstlerische Schmuckstücke, Symbole von Schutz und Macht – und zugleich eine Art „Gesicht“ des Schiffs. Auch die SMS Hebe trug eine eindrucksvolle Figur am Bug.
Ein Schiff mit bewegter Geschichte
Die Fregatte Hebe war ursprünglich ein französischer Auftrag: ein Kriegsschiff mit 44 Kanonen, gebaut in Venedig während der napoleonischen Besatzung. Nach dem Ende der Venezianischen Republik fiel das Schiff an Österreich, das zunächst nicht recht wusste, wie es dieses Erbe nutzen sollte. Jahre später wurde die Fregatte schließlich in Dienst gestellt. Sie diente unter anderem in der Levante sowie bei einer Atlantiküberfahrt nach New York, bei der auch Flüchtlinge aus dem russischen Zarenreich transportiert wurden. Schließlich wurde die Hebe außer Dienst gestellt und abgebrochen – doch ihre Galionsfigur blieb erhalten.
Die Galionsfigur HeBE
Passend zum Schiffsnamen stellte die Galionsfigur die Göttin Hebe dar. In der griechischen Mythologie gilt sie als Göttin der Jugend und als Mundschenkin der Götter auf dem Olymp. Hebe verkörpert Frische, Lebenskraft und den immerwährenden Neubeginn. Die Figur der Hebe stammt von Bartolomeo Ferrari, einem venezianischen Bildhauer aus einer aus Ferrara stammenden Familie. Ferrari arbeitete eng mit dem berühmten Antonio Canova zusammen und schuf auch eine Büste von Kaiser Franz. Die Hebe-Figur misst etwa 3,09 Meter (neuneinhalb Fuß) und zählt damit zu den größten erhaltenen Galionsfiguren Österreichs. Bevor sie in Holz ausgeführt werden konnte, musste der Künstler zunächst ein Modell aus Ton oder Gips anfertigen, das von der Marine genehmigt wurde – ein üblicher und sorgfältiger Prozess, bevor eine solche Skulptur endgültig am Schiff angebracht wurde.
Heute ist die Figur der Hebe im Heeresgeschichtlichen Museum Wien zu sehen – ein eindrucksvolles Beispiel für Kunstfertigkeit, Mythologie und Marinegeschichte.
Nächste Woche stellen wir zum Abschluss unserer Sommerreihe die letzte Figur aus unserer Sammlung vor.
© HBF/ Ronja Klima
