Mythen am Bug VI – Galionsfiguren im HGM
Göttinnen, Löwen, Heldinnen – Galionsfiguren waren Schutzsymbole und Kunstwerke zugleich. Im Museum erzählen sie von der Geschichte der österreichischen Marine.
Über Jahrhunderte zierten Galionsfiguren die Schiffe der großen Seemächte. Sie waren nicht nur kunstvolle Verzierungen, sondern Ausdruck von Macht, Schutzsymbol und Spiegel der Identität des Schiffes. Auch die österreichische Marine griff auf diese Tradition zurück – so etwa bei der SMS Zara, einem Torpedoschiff mit einer bemerkenswerten Galionsfigur, welche in der Folge 6 unserer Sommerreihe “Mythen am Bug” beschrieben wird.
Eine Stadt als Figur - die Galionsfigur der Zara
Die Galionsfigur der Zara stellt die gleichnamige Stadt dar ("Stadt Zara" ist der italienische Name für die kroatische Stadt Zadar, einer Hafenstadt an der Adria ) und fällt durch ihre freizügige Darstellung besonders auf. In klassischer Pose sollte sie den Namen und die symbolische Kraft des Schiffs verkörpern. Geschaffen wurde die Figur von Professor Franz Pönninger, der an der Wiener Kunstakademie lehrte und im Atelier von Anton Fernkorn tätig war. Pönninger wirkte an zahlreichen prominenten Wiener Denkmälern mit – darunter am Maria-Theresia-Denkmal und an der berühmten Pallas Athene vor dem Parlament. Seine Werkstatt prägte das Stadtbild Wiens entscheidend und verlieh auch der Zara eine eindrucksvolle Präsenz.
Beschädigung und Restaurierung
Im Ersten Weltkrieg war die Zara im aktiven Einsatz. Bei einer Fahrt von Bocche di Cattaro nach Pola (Pula) ereignete sich um die Mittagszeit eine heftige Explosion – vermutlich durch die Selbstentzündung eines Torpedos. Dabei wurde auch die Galionsfigur schwer beschädigt. Bei der Restaurierung nach dem Krieg musste improvisiert werden: Der ursprünglich ausgestreckte Arm der Figur wurde näher an den Körper gelegt, vermutlich um Stabilität zu schaffen und die Schäden zu mindern. So zeigt sich die Zara-Figur heute in leicht veränderter Form.
Die Galionsfigur der SMS Zara gehört zu den besonderen Stücken im Heeresgeschichtlichen Museum Wien – ein Kunstwerk zwischen klassischer Darstellung, maritimer Geschichte und den Spuren von Krieg und Zerstörung im 20. Jahrhundert.
Auch nächste Woche stellen wir eine weitere Galionsfigur aus dem Marinesaal vor!
© HGM/ Öffentlichkeitsarbeit SP
