Mythen am Bug V – Galionsfiguren im HGM
Göttinnen, Löwen, Heldinnen – Galionsfiguren waren Schutzsymbole und Kunstwerke zugleich. Im Museum erzählen sie von der Geschichte der österreichischen Marine.
Über viele Jahrhunderte waren Galionsfiguren nicht nur kunstvolle Schmuckstücke am Bug von Schiffen, sondern auch Ausdruck von Schutz, Macht und Identität. Manche von ihnen sind zu stillen Zeugen bewegter Schicksale geworden – so auch die Figur der SMS Saida die im Zentrum der Folge 5 unserer Sommerreihe steht.
Die SMS SAiDa - Ein Kriegsschiff im Wandel
Die SMS Saida wurde zwischen 1852 und 1855 als Kriegsschoner gebaut und diente als kleines, wendiges Kriegsschiff unter anderem zu Ausbildungszwecken. 1872 wurde sie zur Brigg umgebaut, was vor allem eine Änderung ihrer Takelung bedeutete. Auf einer Fahrt durch den Kanal von Messina geriet die Saida in einen schweren Sturm. Wind und Wellen drückten das Schiff bedrohlich in Richtung der felsigen Küste.
Kommandant August Trapp traf eine folgenschwere Entscheidung: Um ein Zerschellen an den Klippen zu verhindern, ließ er die Saida kontrolliert auf eine Sandbank auflaufen – nur etwa 100 Meter vom Ufer entfernt. Durch dieses Manöver konnte fast die gesamte Besatzung gerettet werden; lediglich ein Matrose kam ums Leben.
Die Dimension der Katastrophe wird klar, wenn man bedenkt: In derselben Nacht sanken sieben Schiffe, sieben weitere strandeten – viele Menschen fanden den Tod. Für seinen Mut und seine Entschlossenheit wurde Trapp 1875 mit dem Orden der Eisernen Krone ausgezeichnet und in den Adelsstand erhoben.
Der Name Trapp sollte noch einmal weltbekannt werden: Der Sohn des Kommandanten, Georg von Trapp, machte als Marineoffizier Karriere – und wurde später durch die Geschichte der „Trapp Family Singers“ und den Filmklassiker The Sound of Music international berühmt.
Die Galionsfigur der Saida
Die Galionsfigur der Saida ist bis heute erhalten – ein seltenes Beispiel österreichischer Schiffszier des 19. Jahrhunderts. Bei der Millenniumsausstellung in Budapest wurde sie gemeinsam mit der Figur der Trieste im Pavillon der Marine gezeigt, als symbolische Vertreterin der Geschichte der k. u. k. Kriegsflotte. Dass gerade diese Figur für eine internationale Ausstellung ausgewählt wurde, unterstreicht ihren hohen künstlerischen und repräsentativen Wert.
Heute ist die Galionsfigur der Saida im Heeresgeschichtlichen Museum Wien zu sehen – als Zeugin einer dramatischen Nacht auf hoher See und als Kunstwerk, das maritime Geschichte lebendig hält.
Auch nächste Woche stellen wir eine weiter Galionsfigur aus dem Marinesaal vor!
© HBF/ Ronja Klima
