Mythen am Bug IV – Galionsfiguren im HGM
Göttinnen, Löwen, Heldinnen – Galionsfiguren waren Schutzsymbole und Kunstwerke zugleich. Im Museum erzählen sie von der Geschichte der österreichischen Marine.
Über viele Jahrhunderte hinweg zierten kunstvoll geschnitzte Galionsfiguren die Vorderseite von (Kriegs-)Schiffen. Sie verkörperten Schutz, Macht und Identität – und spiegeln bis heute die Symbole und Selbstdarstellungen ihrer Zeit wider.
In Folge 4 unserer Sommerreihe Mythen am Bug steht die Galionsfigur der Korvette Helgoland im Mittelpunkt – ein Werk, das sowohl künstlerisch als auch historisch bemerkenswert ist.
Die Korvette Helgoland
Die Korvette Helgoland wurde nach der ersten Seeschlacht bei Helgoland benannt – einem der beiden großen Seegefechte unter der Führung von Admiral Tegetthoff (Helgoland und Lissa). Die Namensgebung war Ausdruck nationaler Erinnerung an diesen frühen Erfolg der österreichischen Marine. Die Helgoland war ein modernes Kriegsschiff ihrer Zeit, sie wurde 1866 auf Kiel gelegt und 1869 fertiggestellt. Als Korvette war sie kleiner als Linienschiffe, aber für ihre Größe gut bewaffnet: Ihre Bewaffnung bestand aus 15-Zentimeter-Krupp-Kanonen, einer modernen Artillerieausstattung. Das Schiff hatte eine Verdrängung von 2018 Tonnen. In ihren späteren Jahren diente die Helgoland ab 1890 als Bequartierungsschiff, im Jahr 189 wurde sie schließlich abgebrochen.
Die Gallionsfigur
Der Entwurf für die Gallionsfigur stammt vom Dresdner Bildhauer Ernst Julius Hähnel. Zwei Varianten wurden von ihm ausgearbeitet – eine bekleidet, eine nackt. Haenel entschied sich für die nackte Darstellung, da sie seiner Meinung nach besser zur Position am Bug des Schiffs und zur Umgebung des Wassers passte. Er selbst bezeichnete die Figur als „Meer-Fee“, obwohl sie weit kräftiger wirkt, als der Name vermuten lässt. Die Ausführung der Figur übernahm Luigi Rizzotti, der auch die Figur der berühmten Novara schuf. Die Kosten beliefen sich auf 250 Thaler, was damals als angemessener Preis galt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Figur stark beschädigt, viele Gallionsfiguren fielen in dieser Zeit der Zerstörung oder sogar der Verfeuerung als Brennholz zum Opfer. Auch die Helgoland-Figur überstand den Krieg nur in Fragmenten - eine aufwändige Restaurierung begann nach 1945 und konnte erst 1986 abgeschlossen werden.
Zur Bemalung galten im Laufe des 19. Jahrhunderts unterschiedliche Vorschriften: Gegen Ende des Jahrhunderts sollten alle Figuren weiß gestrichen werden, doch wurde dies nicht immer konsequent umgesetzt. Einige besonders angesehene Schiffe erhielten goldbemalte Gallionsfiguren, was auf deren Rang und Bedeutung hinwies.
Heute ist die Galionsfigur der Helgoland im Marinesaal des Heeresgeschichtlichen Museums zu sehen – ein eindrucksvolles Zeugnis künstlerischer Gestaltung und maritimer Geschichte.
In der nächsten Folge unserer Sommerreihe Mythen am Bug stellen wir eine weitere Galionsfigur vor – und erzählen, was sie über das Schiff und seine Zeit verrät.
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