Hinter den Museumsmauern IV
Radio trifft Museum - das HGM öffnete seine Türen für einen Thementag bei Radio Klassik Stephansdom.
„Hinter den Museumsmauern – Das HGM im Radio“
Gemeinsam mit Radio Klassik Stephansdom entstand ein Thementag unter dem Motto „Hinter den Museumsmauern“: Ein ganzer Tag im Zeichen des Museums, seiner Menschen und Geschichten. Diese Kooperation ist der Ausgangspunkt für unsere neue Newsreihe: Wir möchten zeigen, wie viel im HGM derzeit in Bewegung ist – von der Neuaufstellung diverser Sammlungsbereiche über die spannende Arbeit der Kulturvermittlung bis hin zu den Restaurator:innen, die Schätze der Vergangenheit für die Zukunft bewahren. In den kommenden Wochen stellen wir Menschen vor, die das HGM prägen, geben Einblicke in Forschung und Vermittlung und erzählen Geschichten von der Arbeit hinter den Kulissen eines Museums im Wandel.
Im vierten Beitrag der Reihe werfen Restauratorin Christiana Rieder und Historiker Peter Steiner einen Blick auf ein besonderes Objekt: das Porträt des Thronfolgers Franz Ferdinand, ein Gemälde, das selbst Geschichte geschrieben hat.
Ein Bild im Wandel der Zeit
Das Porträt, gemalt vom Künstler Wilhelm Wieter, zeigt Franz Ferdinand in feierlicher Pose – als zukünftigen Kaiser, umgeben von Insignien und Orden, die nur dem Monarchen vorbehalten waren. Christiana Rieder von der Sammlung Kunst, erklärt: „Man vermutet, dass dieses Gemälde als Vorlage für offizielle Darstellungen, vielleicht auch für Briefmarken, dienen sollte. Doch nach dem Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 änderte sich die Geschichte – und mit ihr das Bild.“ Unmittelbar nach der Ermordung Franz Ferdinands und seiner Frau wurden die kaiserlichen Symbole übermalt, um ihn nicht als Kaiser, sondern als Thronfolger zu zeigen. „Heute sieht man beides: Die Insignien des Thronfolgers klar und kräftig, während die des Kaisers nur schwach im Hintergrund erscheinen“.
Restaurierung mit Geschichte
Als das Gemälde 1959 ins Museum kam, war es stark beschädigt – verkehrt gerollt, mit Brüchen und Übermalungen. Die damaligen Restaurator:innen entschieden, die Übermalungen nur teilweise zu entfernen. So blieb der Zwiespalt zwischen kaiserlichem Anspruch und historischer Realität erhalten – sichtbar bis heute.
Uniform und Auszeichnungen – militärhistorische Einblicke
Historiker Peter Steiner, in der Sammlungsabteilung des HGM zuständig für Orden, Ehrenzeichen, Medaillen und Uniformen, ergänzt: „Franz Ferdinand trägt auf dem Gemälde den weißen Gala-Rock der deutschen Uniform eines Generals. Er war General der Kavallerie – auf dem Bild jedoch mit den Abzeichen eines Feldmarschalls dargestellt, ein Rang, der nur dem Kaiser zustand.“ Neben den Uniformdetails zeigen sich auch zahlreiche Orden: das Militärverdienstkreuz (1898) und das Goldene Vlies (1878). Auffällig fehlt hingegen eine Auszeichnung, die Franz Ferdinand besonders schätzte – die Seereisedenkmünze für seine Weltumseglung 1892/93, die ihn einst als zukünftigen Monarchen repräsentierte.
Das Gemälde zeigt, wie eng persönliche Schicksale und große politische Ereignisse miteinander verwoben sind. Besucher:innen können das Porträt Franz Ferdinands und die dazugehörigen Objekte im Heeresgeschichtlichen Museum besichtigen.
Der Beitrag kann hier nachgehört werden:
© HGM/ Öffentlichkeitsarbeit SP, HBF/ Ronja Klima

