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Das Attentat von Sarajevo: 28. Juni 1914

Rechts das Auto und links die Uniform von Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand in einer Vitrine liegend

Ausstellungsraum über das Attentat von Sarajevo

Dem Attentat von Sarajevo, das eine diplomatische Krise und letztendlich den Ersten Weltkrieg auslöste, ist ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet.

Im Ausstellungsbereich befindet sich einer der Höhepunkte der gesamten Schausammlung des Museums: das Gräf & Stift Automobil, in dem der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Chotek am 28. Juni 1914 ermordet wurden. Deutlich sind darauf die Spuren beider Attentate zu sehen. Ebenso sichtbar sind die Spuren des Anschlags auf der Uniform des Erzherzogs. Die Uniform und die Chaiselongue, auf welcher der Thronfolger seiner schweren Verletzung erlag, können von den Besucher*innen besichtigt werden.

Auch die Waffen, mit denen die Attentäter von Sarajevo auf ihren Moment warteten, sind ausgestellt: Pistolen vom Typ Browning M.1910/12 und eine Handgranate System Kragujevacjene.

Warnungen vor Attentaten und ein erster Versuch

Schwarz-Weiß-Foto mit sechs Personen in einem Auto mit offenem Verdeck.

Die Abfahrt zum Rathaus

Am 26. und 27. Juni 1914 nahm Erzherzog Franz Ferdinand als designierter Generalinspekteur der „Gesamten Bewaffneten Macht“ an den Manövern des XV. und XVI Korps in Bosnien teil.

Das Protokoll verlangte den Besuch der Landeshauptstadt am 28. Juni 1914.

Es gab bereits zu diesem Zeitpunkt zahlreiche Warnungen vor möglichen Attentatsplanungen. Erzherzog Franz Ferdinand soll jedoch darauf äußerst unbeeindruckt reagiert haben: „Unter einen Glassturz lasse ich mich nicht stellen. In Lebensgefahr sind wir immer. Man muss nur auf Gott vertrauen.“ Da es das Wetter zuließ, wurde sogar mit offenem Verdeck gefahren.

Auf dem Weg zum Rathaus ereignete sich der erste Attentatsversuch. Einer der entlang der Route stehenden Attentäter, Nedeljko Cabrinovic (1895-1916), warf eine Handgranate gegen das Fahrzeug des Thronfolgers, der diese jedoch selbst abwehren konnte.  Bei der anschließenden Explosion wurde auch das nachfolgende Fahrzeug beschädigt, sowie mehrere Personen verletzt, darunter Oberstleutnant Erik Edler von Merizzi (1873-1917) und der Flügeladjutant von Feldzeugmeister Oskar Potiorek, dem Landeschef von Bosnien-Herzegowina.

Detailaufnahme der Absplitterungen an der Rückseite des Wagens

Absplitterungen auf der Rückseite des Wagens, verursacht durch den ersten Attentatsversuch

Attentäter profitierte von kurzfristiger Routenänderung

Wagen auf der Straße, Menschen an der Seite winken

Sekunden vor dem Attentat: Der Wagen setzt zum Abbiegen in die Franz-Joseph-Straße am Schillereck an

Die Fahrt zum Rathaus wurde trotz des ersten Attentatsversuches fortgesetzt, der dortige Besuch allerdings abgekürzt. Danach entschied man, den verletzten Oberstleutnant Merizzi im Krankenhaus zu besuchen. 

Die Fahrtroute wurde dabei kurzfristig abgeändert, wobei es zu einem verhängnisvollen Missverständnis kam: Auf der Höhe der Lateinerbrücke bog das erste Fahrzeug des Konvois in die Franz-Josef-Straße ein, anstatt dem Appelquai geradeaus zum Krankenhaus zu folgen.  Auch der nachkommende Wagen des Thronfolgers bog nach rechts ab, bevor die Kolonne zum Anhalten gebracht werden konnte, um die vorgesehene Route wiederaufzunehmen. 

Die tödlichen Schüsse

Diesen Moment nutzte ein weiterer Attentäter, Gavrilo Princip (1894-1918), der zu diesem Zeitpunkt genau an jener Straßenecke stand und mit seiner Pistole die tödlichen Schüsse auf das Thronfolgerpaar abgeben sollte. 

Der erste Schuss des Attentäters galt eigentlich dem Landeschef von Bosnien und Herzegowina, Feldzeugmeister Oskar Potiorek (1853-1933), den er jedoch verfehlte. Die Kugel durchschlug das Seitenverdeck des Wagens und traf die Herzogin in den Unterleib. Erst der zweite Schuss traf den Thronfolger am Hals.

Rasch wurden die beiden Opfer nach dem Attentat mit dem Auto in die Residenz des Landeschefs von Bosnien und Herzegowina, dem Konak von Sarajevo gebracht, wo jedoch nur noch der Tod der beiden festgestellt werden konnte. Man trug die beiden leblosen Körper in das Gebäude und bettete den Thronfolger auf eine Chaiselongue. Mehrere Ärzte bemühten sich noch um ihn, wobei es notwendig war, seine Uniform teilweise aufzuschneiden.

Die beim Attentat getragene Uniform mit Einschuss unterhalb des Kragens

Unterhalb des Kragens befindet sich der tödliche Einschuss

Das Ultimatum an die serbische Regierung

Für Österreich-Ungarn trug an der Ermordung des Thronfolgers allein Serbien die politische Schuld.

Man richtete ein entsprechendes Ultimatum an die serbische Regierung, dessen Forderungen letzten Endes in ihrer Gesamtheit nicht erfüllt werden konnten. Aus einem zunächst scheinbar begrenzten Konflikt entwickelte sich binnen weniger Wochen ein Bündniskrieg zwischen:

  • den Mittelmächte Österreich-Ungarn, dem Deutschen Reich und dem Osmanische Reich (ab Oktober 1914) und
  • den Staaten der Entente, dem Russischen Reich, Frankreich, Großbritannien und Serbien

In den nachfolgenden Jahren beteiligten sich weitere Staaten an dem Krieg, wodurch letzten Endes ein Weltenbrand entstand.